LOHRO im Gespräch mit Antilopen Gang

Mit ihrem aktuellen Album „Aversion“ sind die Antilopen Gang derzeit auf Deutschlandtour. Am Sonntag, den 29. März waren die Drei zu Gast im Peter-Weiß-Haus.

Seit 2009 machen Antilopen Gang gemeinsam Musik. Nach langer Zeit der Selbstständigkeit ist die Band nun erstmals bei einem Plattenlabel unter Vertrag. JKP (Jochens Kleine Plattenfirma) ist das eigene und unabhängige Label der Toten Hosen. Über dieses erschien im November letzten Jahres ihr neuestes Werk „Aversion“. Schon mit der ersten Single Beate Zschäpe Hört U2 konnten sie einen Hit mit Ohrwurmcharakter landen. Mit der zweiten Auskoppelung Outlaws stellte die Gang dann unter Beweis dass, sie durchaus zu mehr im Stande sind als zu Sarkasmus und Ironie. Sie schufen eine Hymne „… der Kaputten und der Hässlichen/der Opfer und der Trottel, die alleine in der Ecke stehen“.

Ursprünglich sollte das Konzert im Rostocker Peter-Weiß-Haus am Donnerstag den 19. März stattfinden. Allerdings musste der Gig, aufgrund von Krankheitsfällen innerhalb der Antilopen, abgesagt werden. Ersatztermin war Sonntag der 29. März. Dort traten sie zusammen mit Waving The Guns und Form auf.

Einige Stunden vor dem Konzert hatten wir die Gelegenheit mit Danger Dan, Koljah und Panik Panzer persönlich zu sprechen. Wir redeten mit dem Trio über ihr neues Album, die Zusammenarbeit mit Feine Sahne Fischfilet-Sänger Monchi und ihre persönlichen Aversionen.

LOHRO-Redaktion:
Seid ihr alle wieder erholt von euren Krankheiten? Ich hab gehört Panik Panzer hat es am schlimmsten erwischt.

Panik Panzer und Koljah:

 

LOHRO-Redaktion:
Zur Zeit seid ihr mit eurem Album „Aversion“ unterwegs. Wie verläuft die Tour denn bisher?

Panik Panzer, Danger Dan und Koljah ( antworten mit satirischem Unterton):

 

LOHRO-Redaktion:
„Aversion“ heißt soviel wie „Abneigung“ oder „Abscheu“. Ist es eher eure eigene Abneigung, die auf dem Album transportiert wird oder wollt ihr die Leute zur Abneigung bewegen?

Koljah und Danger Dan:

 

Im Gegensatz zu den meisten Rappern im deutschsprachigen Raum, verzichten Antilopen Gang ganz bewusst auf konventionelle Stilmittel. Der klassische Battlerap zum Beispiel, in dem es darum geht den Kontrahenten mit allen verbalen Mitteln zu attackieren und zu denunzieren, wird von den Dreien einfach umgekehrt. Mit diesen festgefahrenen Mustern brechen die Antilopen.

Ihre Texte beziehen sich oft auf Außenseitertum, Mobbing und Intoleranz. Themen mit denen die Antilopen bei vielen Menschen Gehör finden.

Wer die Antilopen Gang schon vor 2013 kannte, weiß sicherlich auch mit dem Namen NMZS etwas anzufangen. Als Mitglied der Antilopen Gang, und auch der zuvor bestandenen „Anti-Alles-Aktion“, war er maßgeblich an den bis dahin entstandenen Arbeiten der Crew beteiligt. Beispielsweise bei dem Song „Motto Mobbing“.

Am 20. März 2013 nahm sich der 28-Jährige NMZS das Leben. Eine Zäsur im Leben der Antilopen, die seitdem in fast jedem Song auf verschiedenste Art und Weise Erwähnung findet.

Auch auf ihrem Album „Aversion“ befassen sich die Rapper mit dem Freitod ihres Freundes, mit den damit verbundenen Ängsten und mit der Hilflosigkeit.

LOHRO-Redaktion:
Habt ihr das Gefühl mittlerweile eine Art Antihelden-Status inne zu haben? Also, wenn zum Beispiel der Antagonist in einem Film nicht der strahlende Held ist, sondern ein Säufer der Schulden hat, mit dem der Zuschauer aber trotzdem sympathisiert und sich mit ihm identifizieren kann. Glaubt ihr das ist bei euch innerhalb der Hip Hop-Szene genauso?

Danger Dan und Koljah:

 

Kurz darauf nahm unser Gespräch eine Wendung. Während Panik Panzer kurz verschwand, redeten Koljah und Danger Dan über neue mögliche Zielgruppen der Antilopen. Koljah war der Auffassung, Antilopen Gang solle öfter mal an schwangere Bäuche gehalten werden. Dabei könne nur gutes Leben entstehen.

Danger Dan hingegen würde gerne mal ein Konzerte für Regenwürmer geben, die einfach aus dem Boden kämen, kurz abfeierten und sich nach dem Konzert wieder zurück zögen.

Daraufhin sagte Koljah dass, das Publikum bei den Antilopen generell sehr gemischt sei.

Also erörterten die Beiden kurz die verschiedenen Facetten und Formen ihres Publikums. Das Ergebnis war dass, die Konzerte sowohl von Regenwürmern und Asseln, als auch von Schweinen besucht werden würden.

Allerdings wüsste man nicht wie viele Bullen sich denn darunter mischen würden.

136_NIK0212-Edit Thomas Schermer

Foto: Thomas Schermer

LOHRO-Redaktion:
Zu eurer aktuellen Single „Verliebt“ habt ihr ein sehr schönes Video im Hamburger „Übel & Gefährlich“ gedreht. Monchi von Feine Sahne Fischfilet ist auch in dem Video zu sehen. War der Rest von Feine Sahne auch da?

Danger Dan:

 

LOHRO-Redaktion:
Heute Abend(29.03.2015) sind Form und Waving The Guns euer Support. Wie seid ihr auf die gekommen?

Panik Panzer, Danger Dan und Koljah:

 

Waving The Guns sind eine Rostocker Hip Hop-Crew. Letztes Jahr veröffentlichten sie ihre aktuelle Fachkräftemangel-EP als kostenlosen Download. Mitte Februar 2015 kam der neueste Track „Du (Schade, Dass Beton Nicht Brennt)“.

 

Im Zuge des Interviews mit den Antilopen wurde über alle möglichen Themen geredet. Eine Anekdote, die Panik Panzer einwarf, war die um einen Gig in Hanau, den die Band auf ihrer Tour gespielt hatte.

Panik Panzer hatte seinen Kulturbeutel, also seine Hygieneartikel und -utensilien, mit auf der Bühne. Die präsentierte er dem Publikum. Unter anderem war auch ein Zungenschaberunter den Sachen. Nach dem Konzert kam ein Fan und fragte ob er den Zungenschaber haben könne. Für Panik Panzer kein Problem. Schließlich koste so ein Zungenschaber ca. 50 Cent.

Noch während des Interviews wurde ihm jedoch schlagartig bewusst, welchen Fehler er gemacht hatte. Er hatte dem Unbekannten seine DNA gegeben. Wenn diese Person Panik Panzers DNA an einem Tatort hinterließe, könne er ihn in die Scheiße reiten.

In Zukunft wird der Kölner vielleicht etwas vorsichtiger sein und nur unbenutzte Hygieneartikel in fremde Hände geben.

LOHRO-Redaktion:
Ihr wohnt alle in verschiedenen Städten. Panik Panzer lebt in Köln, Koljah in Düsseldorf und Danger Dan in Berlin. Wie funktioniert denn bei euch die Produktion?

Danger Dan (deutet auf sich und Panik Panzer):

168_NIK0601-Edit Thomas Schermer

Foto: Thomas Schermer

LOHRO-Redaktion:
Ihr nehmt dann auch meist gleich etwas mehr auf. 25 Tracks waren das bei „Aversion“ speziell und dann nehmt ihr letztendlich die 14, 15 Lieder, die euch am Besten gefallen?

Danger Dan und Panik Panzer:

 

LOHRO-Redaktion:
Ihr schreibt eure Texte am liebsten gemeinsam am selben Ort. Wie kann man sich das vorstellen?

Danger Dan, Panik Panzer und Koljah:

 

LOHRO-Redaktion:
Ihr habt letztens den fiktiven Echo zur „Marketingleistung des Jahres“ abgelehnt. Verfolgt ihr generell Preisverleihungen innerhalb der Musikbranche?

Panik Panzer, Danger Dan und Koljah:

141_NIK0305-Edit Thomas Schermer

Foto: Thomas Schermer

LOHRO-Redaktion:
Wenn jeder von euch je zwei Künstler oder Bands nennen müsste, die ihn geprägt haben, welche wären das?

Danger Dan, Koljah und Panik Panzer:

 

Wer es bisher nicht geschafft hat einen Auftritt der Antilopen auf ihrer aktuellen „Aversion“-Tour mitzunehmen, brauch sich nicht grämen. Ende Mai beginnt für das Trio wieder die Festival-Saison. Über den Sommer werden sie unter anderem beim „Rock Am Ring“, „Mixery Hip Hop Open“ und dem „Taubertal-Festival“ spielen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.