Nicht nur Kinderkram - Punk und Poetry

Sinead O’Brien – Kid Stuff

Der Titel der Woche geht an Sinead O’Brien und ihre aktuelle Single „Kid Stuff“. Die irische Künstlerin textet poetische Lyrics und intoniert sie zu punkiger bis post-punkiger Musik.

Sinead O'Brien
Sinead O'Brien Pressefoto: Wanda Martin

Wie viele Talente eine Künstlerin in sich vereinen kann, zeigt Sinead O’Brien eindrucksvoll: Sie ist Autorin, Sängerin und Songwriterin sowie Designerin für Vivienne Westwood, die legendäre Modeschöpferin und Grand Dame des Punk, die kürzlich ihren 80. Geburtstag feierte.
Im Musikprogramm von Radio LOHRO tritt O’Brien nun mit ihrer Single „Kid Stuff“ in Erscheinung, dem aktuellen Titel der Woche, einer punkigen Spoken-Word-Nummer. Tanzbar und auf Anhieb gefällig. Diese drei Komponenten sind dafür verantwortlich: der poetische Text, die geschickte Intonation und Betonung einzelner Textstellen und schließlich die frische, punkig anmutende Musik.
Sinead O’Brien beschreibt ihre Single in einem Statement so:

“‘Kid Stuff’ shows up all different tones on different days. There’s something alive in it which cannot be caught or told. It is direct but complex; it contains chapters. This feels like our purest and most succinct expression yet.”

Was man folgendermaßen übersetzen könnte:

„‚Kid Stuff‘ hat an verschiedenen Tagen ganz unterschiedliche Anmutungen. Es ist etwas Lebendiges darin, das nicht eingefangen oder erzählt werden kann. Es ist direkt, aber komplex; es enthält Kapitel. Es fühlt sich an wie unser bisher reinster und prägnantester Ausdruck.“

Die Texte der irischen Künstlerin sind poetisch und gleichzeitig soziale Analysen und Beobachtungen. Mark E. Smith (The Fall) und Patti Smith zählen zu ihren musikalischen Einflüssen, literarisch lässt sie sich gerne von Samuel Beckett, W.B. Yeats und Albert Camus inspirieren.
Folgt man den Interviews, die Sinead O’Brien Ende 2019 den Musikmagazinen New Musical Express (NME) und Loud And Quiet gab, verfügt sie offenbar über einen ruhelosen Geist. Denn in den Interviews zeigt sich, dass sie etwa gerne und des Öfteren ihren Wohnort wechselt oder dass sie keine Herausforderungen scheut. So entstand in ihrem Freundeskreis die Idee ein Jahr lang „ja“ zu sagen, zu Ideen und Aufgaben, wenn sie sich bieten. Was sie schließlich zu einem Spoken-Word-Abend mit Musik führte und einen großen Anteil haben dürfte, an ihrem weiteren musikalischen Werdegang (Quelle).
Dem NME offenbarte sie (Quelle):

„I don’t like the idea of being settled. I find it very hard to imagine permanence in any way, and I can’t really get to grips with why. I have a deep need to keep myself alert, and to make sure I’m seeing all the time. I always have to find these ways of uprooting myself and disturbing my life path.”

Übersetzt bedeutet das in etwa:

„Ich mag die Idee, sesshaft zu sein, nicht. Ich finde es sehr schwer, mir Dauerhaftigkeit in irgendeiner Form vorzustellen, und ich kann nicht wirklich herausfinden, warum. Ich habe ein tiefes Bedürfnis, mich selbst wach zu halten und sicherzustellen, dass ich immer bewusst wahrnehme. Ich muss immer diese Wege finden, mich zu entwurzeln und meinen Lebensweg zu stören.“

Als sie diese Interviews gab, hatte sie gerade erst einige Singles veröffentlicht. Es war noch die Zeit vor ihrer 2020 erschienenen EP „Drowning in Blessings“, welche ihr weiteres Ansehen und musikkritische Aufmerksamkeit bescherte. Produziert wurde das 4-Tracks-Mini-Album von Dan Carey, der auch bei „Kid Stuff“ wieder seine Expertise einbrachte. Der Produzent kann auf eine lange Liste von Musiker:innen blicken, für die er bereits arbeitete. Darunter auch Kae Tempest und Squid, mit denen O’Brien gerne verglichen wird.
Bei Sichtung des Musikclips zu „Kid Stuff“ ergibt sich eine weitere Parallele – Kate Bush. Auch wenn Genres und Jahrzehnte dazwischen liegen mögen, so schleicht sich doch der Gedanke ein, wenn O’Brien mit rotem Hosenanzug auf grüner Weide tanzt. Zu stark hat sich das Bild von Kate Bush im roten Kleid eingeprägt, während sie ihren Hit „Wuthering Heights“ in ähnlicher Umgebung performt, als dass sich über dieses Zitat hinwegsehen ließe. Das Video, bei dem Saskia Dixie Regie führte und die Choreographie leitete, könnt ihr hier in voller Länge sehen:

Titel: Kid Stuff
Interpret: Sinead O’Brien
Label: Chess Club

Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation in der KW 16/21

LOHROtation

Den Beitrag zu allen fünf Songs der LOHROtation könnt ihr in der LOHRO-Mediathek nachhören.

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