Vorsicht Spießigkeit

KUMMER – Der Rest meines Lebens (feat. Max Raabe)

KUMMER schließt zusammen mit Gastmusiker Max Raabe sein Debütalbum KIOX ab. Die Furcht vor dem Spießigerwerden thematisieren der Chansonier und Rapper in unserem Titel der Woche.

Pressefoto KUMMER
KUMMER, Pressefoto: Philipp Gladsome

Künstler. KUMMER heißt das Soloprojekt von Felix Brummer, dem Sänger der Band Kraftklub, mit der er seit 2010 erfolgreich ist. In drei Jahren entstand eine vielschichtige Aufarbeitung der eigenen Geschichte und damit einhergehend auch eine Auseinandersetzung mit Chemnitz, mit dem Auf- und Heranwachsen in dieser Stadt, dem Leben und Erleben der politischen und persönlichen Problematiken. Auch überregionale Themen wie die Geflüchtetensitutation im Mittelmeer, Konsumkritik in Zeiten omnipräsenter Influencer und auch die deutsche Hip Hop-Szene sind auf KIOX enthalten. KUMMER liefert den Gegenentwurf zu deutschem Rap zwischen Maskulinität, Muskelwahn und neoliberalem Mindset. Mit Produzent BLVTH (unter anderem auch Produzent für Casper, Ahzumjot) ist ein düstereres und melancholisches Debütalbum entstanden, welches aber auch an den richtigen Stellen Hoffnung und Zuversicht gibt.

Album. Unser Redakteur Dima hatte das Album KIOX bereits als sein Album des Jahres (2019) rezensiert. Ihr könnt seinen Beitrag hier nachhören:

Titel. Gut drei Monate nach Veröffentlichung seines ersten Soloalbums schließt KUMMER mit „Der Rest meines Lebens“ KIOX ab. So schrieb er dazu auf seinem Instagram-Kanal: „Das letzte Video zu meinem Album. Damit ist die Geschichte zu Ende erzählt.“

Zusammen mit Bariton-Sänger Max Raabe besingen/berappen sie die ersten Symptome des Älter- und Spießigerwerdens. Das Zusammenspiel mit dem Grand Homme der deutschen Musiklandschaft mag zuerst ungewöhnlich erscheinen, wo Max Raabe mit seinem Palastorchester doch für swinginspirierte Interpretationen aus vergangenen Zeiten bekannt ist. Hier finden jedoch vermeintliche Gegensätze aus traditioneller Unterhaltungsmusik und jungem Rap wunderbar zusammen.

Die beiden blicken in die Zukunft mit einer Sorge vor der eigenen Biederkeit anhand origineller Beispiele, die viele – je nach aktuellem biologischen Alter – bestimmt auch im eigenen Umfeld erfahren haben und die just die Selbstreflektion triggern: am Wochenende lieber früh ins Bett gehen, Sonntagsbrunch, Spieleabende, leichte entpolitisierte Gesprächsthemen, Pärchenurlaub – da werden aus Freunde fürs Leben Bekannte von früher. Nach so viel Pessimismus und Erkenntnis nicht den Absprung geschafft zu haben, endet der Song doch fast optimistisch, wenn der Songtitel erstmalig einer Hoffnung folgt:

Vielleicht wird er ja gar nicht so scheiße, der Rest meines Lebens

Das Musikvideo zeigt die beiden Protagonisten im Berliner Ernst-Thälmann-Park sowie auf einem Friedhof. Dazwischen lassen Konzert- und Privataufnahmen das Leben Revue passieren.

Titel: Der Rest meines Lebens
Interpreten: KUMMER feat. Max Raabe
Beats: BLVTH, Drunken Masters
Album: KIOX (VÖ 10.10.2019)
Konzerte: u.a. Mi, 25.03. Berlin und So, 29.03. Dresden

 

 

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LOHROtation

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/MP

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