Rap ist frauenfeindlich? Nicht bei Danger Dan!

Danger Dan – Sand in die Augen

Das Antilopen-Gang-Mitglied – Danger Dan nimmt sich in der ersten Single seines angekündigten Soloalbums gleich ein kontroverses Thema des Raps vor: Frauenrechte!

Der Künstler

Das hochtrabende Wort Künstler trifft auf Danger Dan (Daniel Pongratz) wohl am besten zu. In seinem relativ kurzen Leben (Jahrgang: 1983) hat er bereits als Filialleiter von Telefonläden, als Theaterschreiber, Seifenopernstatist, Bandpianist, Drogendealer, Einzelhandelsverkäufer und noch mehr gearbeitet. Generell bewegt sich Danger Dan seit Langem in verschiedensten Szenen parallel: Antifagruppen, der Rap-Szene seiner Heimatstadt Aachen und Band- und Theaterkreisen.

Nach verschiedenen Rapcrewzugehörigkeiten (unter anderen mit seinem Bruder Tobias [alias Panik Panzer] in der Anti Alles Aktion), gründet er mit NMZS (Jakob Wich), Koljah (Kolja Podkowik) und Bruder Panzer die Antilopen Gang. 2013 nimmt sich NMZS das Leben, 2014 geht die Gang mit dem Album „Aversion“ beim Toten-Hosen-Label JKP durch die Decke, 2017 steigt das Folgealbum „Anarchie und Alltag“ auf Platz 1 die deutschen Charts ein. Danger scheint seinen Platz in der Antilopen-Gang-Familie gefunden zu haben, wo er manchen als kreativer Kopf gilt (eine Rolle, die er selbst ablehnt).

Das Album

Am 01.06.2018 (Geburtstag des Rappers) wird das Soloalbum „Reflexionen Aus Dem Beschönigten Leben“ veröffentlicht. Das Werk gilt nach mehreren früher veröffentlichten Solo-EPs als Debütalbum des Rappers. Der Bezug zu seinen früheren Einzelwerken wird kontinuierlich in einem Reflexionsprozess abgearbeitet (z.B. im Track „Private Altersvorsorge 2“). Neben diesen persönlichen Auseinandersetzungen (dessen Initial in einer Therapie des Künstlers liegt) gibt es – der Politisierung von Pongratz’ entsprechend – viele gesellschaftskritische Themen.
Trotz des Solofokus’ ist die Antilopen-Gang auf dem Album spürbar: so zeichnet sich als Producer Panik Panzer verantwortlich.

Der Song

Der Song „Sand in die Augen“ ist die erste Vorabsingle des Albums. Thematisch behandelt er dezidiert die zumeist in der Rapszene grassierende Misogynie und den Sexismus. Danger Dan bezieht ganz klare feministische Positionen. Diese sind nicht nur in seinem feministisch-linken Selbstverständnis begründet, sondern auch ein ganz persönliches Anliegen und durchaus als teils radikal einzuschätzen:

Als Vater einer Tochter /
hab ich auf die meisten Rapper einfach gar keinen Bock mehr!

Komm mir nicht mit einer Armlänge Abstand (, tüh)! /
Ich empfehle eine Krav-Maga-Handkante!

Neben den persönlichen Gedanken als Vater finden im feministischen Kontext Themen wie sexistische Objektifizierung von Frauen, Gender-Pay-Gap oder patriarchale Rollenklischees Verbalisierungen. Danger Dan gibt selbst an, dass Bandkollege Koljah durch Gespräche ihn zum Texten angeregt haben.
Im Video zum Song kontrastiert er seine Aussagen deutlich, indem nahezu jedes Klischee eines sexistischen Hip-Hop-Videos gezeigt wird: twerkende, knappbekleidete Frauen, denen nur eine „Dekorationsrolle“ zukommt (teils an einer Halskette gehalten), ein Sportwagen, der von den Damen gewaschen wird, Danger Dan als „starker Mann“, der Fleisch grillt.
Pongratz berichtet auf Facebook von dem unangenehmen Gefühl des Drehs, aber es gibt auch Kritik an dem Video, dass es pure Reproduktion sei, ohne ironische Brechung.

Für uns war der Song aber musikalisch-textlich von daher überzeugend, dass der schwebende, vielschichtige Beat, der vor allem durch seinen sparsam aber treffend harmonisierenden Bass besticht, die persönlich-verzweifelten Fragen von Papa Danger Dan sehr gut melancholisch transportiert. Dass textlich Danger Dan als reflektierter, im sogenannten Rapgame mit antihomophoben und feministischen Meinungen, noch immer recht einsamer Künstler Respekt verdient, sollte mit diesem Song ganz klar sein.

Quellen:

Titel: Sand in die Augen
Interpret: Danger Dan
Album: Reflexionen Aus Dem Beschönigten Leben (V.Ö: 01.06.2018)

Die weiteren Titel unserer LOHROtation in KW 18/18

Und hier gibts die Infos zu allen 5 Songs nochmal bequem zum Nachhören:

Ein Kommentar zu “Danger Dan – Sand in die Augen”

  1. Lümmelfee schrieb am 30. April 2018 um 16:18 Uhr

    #mansplaining

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