Interview „Antispielismus“

Trarääh, Trarääh! LOHRO wird zehn Jahre alt. Das heißt: Rollt den guten Teppich aus, in die eine Hand das Tanzbein, in die andere nehmet ein kühles Getränk und dann geht’s ab… Zum Beispiel zu Antispielismus ins Peter – Weiß – Haus!

Antispielismus haben mittlerweile so viele Bandmitgleider, wie wir Jahre auf dem Buckel. Zehn! Einer von ihnen, Posaunist Johann, hat sich die Zeit genommen um am Telefon ein kleines Pläuschchen zu führen. Über ihre aktuelle Platte „Einer Von Uns“, was sie uns zum Geburtstag wünschen und ihre zukünftigen Pläne.

LOHRO-Redaktion: Als nichtkommerzeilles Radio leben wir von hauptsächlcih von der Leidenschaft unserer Mitmacher. Johann, was verbindet euch denn mit Radio LOHRO?
Johann: Das wir alle aus Rostock kommen (lacht) und schon ein ums andere mal zusammen schöne Feste gefeiert haben.

LOHRO-Redaktion: Meistens bekommt man zu seinem Geburtstag kleine Geschenke, die man sich wünscht. Was wünscht ihr uns zum zehnten Geburtstag?
Johann:  Alles, alles Gute für die Zukunft. Viele, viele schöne weitere Erfahrungen mit den Rostocker Bands und anderen Bands. Friede, Freiheit. Das was wir allen Leuten wünschen.

In der ersten Hälfte des diesjährigen Monats Mai kamen, nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR, mehr als 1.000 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Lebens. Erst vor acht Wochen kenterte ein Boot mit 700 Menschen vor der libyschen Küste. Für die meisten von ihnen kam jede Hilfe zu spät.

LOHRO-Redaktion: Für unseren zehnten Geburtstag arbeiten wir mit der Organisation Medinetz Rostock zusammen. Migranten und Flüchtlingen soll der Zugang zu unserem Gesundheitssystem und zur medizinischen Versorgung erleichtert werden. Wie ist eure Meinung zur aktuellen Situation der Flüchtlinge?
Johann: Oh, da machst du aber ein Fass auf. Also „unsere“ Meinung ist natürlich immer so ein Ding. Ich würde nicht für die ganze Band sprechen, aber ich glaub wir einigen uns alle in dem Punkt, dass die Situation prekär ist, nicht nur in Deutschland, nicht nur in Europa. Deshalb ist es gut, dass es solche Events gibt, wie in den nächsten Wochen im Peter-Weiß-Haus.

Johann meinte damit die Soli-Veranstaltungen für Sea Watch (Anm. d. Red.).

LOHRO-Reaktion: Lass uns über eure Musik sprechen oder genauer über euer aktuelles Album „Einer Von Uns“. Vor zwei Jahren habt ihr die Platte rausgebracht. Wie liefen die Arbeiten damals?
Johann: Der gesamte Produktionsprozess hat natürlich über Jahre gedauert. Auf „Einer von uns“ sind auch ein paar ältere Nummern dabei. Die Aufnahmen selber liefen größtenteils über den Sommer. Zum Teil bei Jörg Peters (Schlagzeuger bei den Tricky Lobsters) im Stadthafen, zum anderen Teil bei Pete in der Rock & Pop-Schule. Das war ein bunter Schaffensprozess und eine geile Erfahrung. Ist ja auch eine geile Platte geworden (lacht)!

 

LOHRO-Redaktion: Auf dem Album gibt es auch den Song „Anti“. Darin geht es viel um Gegensätzlichkeiten und -haltungen. Was sind denn für euch Dinge, bei denen ihr ganz klar sagt: da muss man gegen sein?
Johann: „Anti“ immer der Intoleranz gegenüber. Es ist natürlich, in dem ganzen Diskurs, ein nicht ganz einfacher Punkt zu sagen „Wir sind intolerant gegenüber Intoleranz“. Bei dem Song kommt ganz gut durch gegen was man sein könnte oder ab wann man auf die Straße gehen sollte um gegen etwas zu sein. Faschismus, ganz klar. Es geht aber auch um das gesamte Lebensgefühl in diesem Song.„Ich könnte eure Flaggen halten, doch Mitläufer bin ich nicht. “ (Antispielismus, Song: Anti) Es geht dabei um die Lebenseinstellung. Mitläufertum insgesamt ist eine Lebensfrage.

LOHRO-Redaktion: Das habe ich beim Text teilweise auch so empfunden. Zum Beispiel bei der Stelle „Ich würde für den Kommunismus sterben, doch ich mag die Farbe schwarz.“ (Antispielismus, Song: Anti) Fand ich auch sehr treffend.
Johann: Defintiv. Was verbindest du damit?

LOHRO-Redaktion: Dass man den Kommunismus durchaus als gute Gesellschaftsform empfinden kann, wenn der Mensch ideal genug dafür wäre. Was ja nicht so ist!
Johann: Das würde ich so unterschreiben. Aber darum geht’s nicht. Es  geht in dieser Aussage tatsächlich nochmal um den Punkt: Identifikation, Flagge halten. Es ist genauso Mitläufertum sich gar nicht zu positionieren. Es ist die schwarze Farbe, die wir füllen mit unsere Einstellung. Es geht um das Persönliche dabei.

 

LOHRO-Redaktion: Kommen wir zu einem anderen Lied. Ihr habt Flaschenpaule (jahrelanger Pfandflaschensammler in Rostock) einen Song gewidmet. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Johann: Also ganz grundlegend: Flaschenpaule hat es verdient einen Song zu kriegen. Das war einfach an der Zeit, nicht nur in seiner Person oder in seinem Schicksal, mit dem wir uns solidarisieren. Überhaupt mit Flaschensammlern. Wir dürfen auch hier nicht vergessen dass es um prekäre Situationen geht. Ich glaube Flaschen sammeln, schreibt sich niemand in seinen Lebenslauf gerne rein. Deshalb ist die klare Message dabei: Pfand gehört daneben. Schöne Grüße dabei an die Initiative, zu der wir auf jeden Fall stehen.
Wir feiern gerne, wir trinken viel, insbesondere auch immer wieder am Stadthafen, aber Flaschen gehören einfach nicht in die Mülltonne, schon gar nicht in die Warnow und schon gar nicht irgendwo zerdeppert. Sie gehören neben den Mülleimer! Damit man eben seinen kleinen Beitrag dazu leistet. Die Idee zu dem Song lag also schon lange auf der Hand.

LOHRO-Redaktion: Der Sommer steht vor der Tür. Wie sind denn eure Pläne dafür?
Johann: Wir spielen ein paar Konzerte und auf zwei bis drei Festivals, u.a. auf dem SimSalaBoom. Da freuen wir uns sehr drauf. Ansonsten werden wir im Sommer viel proben und ich lasse durchscheinen, dass wir dabei sind vielleicht noch eine Tour zu planen.

Mit der baltischen Sonne im Nacken geht es also gen Sommerzeit und unserem Geburtstag entgegen. Am 3. Juli im Peter-Weiß-Haus ab 21 Uhr. Feiert mit uns und Antispielismus ein Party, die zehn Jahre Auf-Dauer-Sendung gerecht wird!

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