Wütender Punk aus Schottland

Gallus – Eye to Eye

Dank ungestümer Live-Energie und Spielfreude hat sich die Band Gallus in ihrer Heimat Schottland bereits einen Namen gemacht. Nicht wenige prophezeien dem Quartett aus Glasgow den baldigen Durchbruch. Unser Titel der Woche „Eye to Eye“ ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Foto: Aodhan Gallagher

Unzählige Bands entstanden in bierseliger Runde in Kneipen und Pubs, und die meisten sind auch nie darüber hinausgekommen. Auch Gallus fingen so an, als sie sich 2017 in Glasgow beim allabendlichen Umtrunk gründeten und auch noch wenig originell nach dem Pub benannten, in dem sie gerade becherten. Doch mit ausgeprägtem Eigensinn, den man ja Schotten im Allgemeinen nachsagt, und unermüdlichem Touren hat sich die fünfköpfige Combo in relativ kurzer Zeit den Ruf als einer der besten Live-Acts in Schottland erspielt und bei den Scottish Alternative Music Awards 2022 als „Best Rock/Alternative Band“ abgeräumt.

Am 09. Juni 2023 erscheint nun ihr Debütalbum „We Don’t Like The People We’ve Become“, das die Hörer:innen auf eine Reise des Selbsthasses, der Selbstmedikation und der Selbstliebe mitnehmen soll. Eine fröhliche Abwärtsspirale aus manischem Neurotizismus, die von den schottischen Indie-Punks der Arbeiterklasse gekonnt inszeniert wird. Gitarrist Eamon Ewins erzählt:

Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, aber mit einem ziemlich pessimistischen Dreh. Alles wird schlimmer, man wird älter, dann ist man tot. Es ist aber nicht nur Untergang und Selbstmitleid. Wir wollten, dass das Album eine kathartische, selbstironische und aufmunternde Reise ist, und wir hoffen, dass wir genau das erreicht haben. Hoffentlich haben wir bis zum nächsten Album gelernt, wie man ein Lächeln auf die Lippen bringt.

Unser Titel der Woche ist die gerade veröffentlichte Single „Eye to Eye“. Ein drei Minuten kurzer, glühender, adrenalingetränkter Ausflug in den Punk. Angeführt von den rauen und raubtierhaften Tönen von Frontmann Barry Dolan. Mit rasendem Schlagzeug und bedrohlicher Bassline verhandelt der Song die alltäglichen Bedingungen am unteren Ende der Arbeitswelt. Dazu nochmal Gitarrist Ewins:

„Eye to Eye“ entstand, als ich es leid war, auf der Suche nach einem Mindestlohnjob ständig durch die Maschen zu springen. Unternehmenswerte. Ethos. Der Preis für die eigenen Prinzipien? Der niedrigste Lohn, den ein millionenschweres Unternehmen dir zahlen kann. Der Song versucht, die Frustration darüber auszudrücken, dass man am Arbeitsplatz keine Autonomie oder Unabhängigkeit hat. Scheißarbeit für Scheißlohn, und du machst es mit einem Lächeln.

Es bleibt zu hoffen, dass die Band nach der Eroberung der britischen Insel nun auch in Europa durchstartet, Potenzial und Biss jedenfalls haben die Jungs mehr als genug.

Titel: Eye to Eye
Interpret: Gallus
Album: We Don’t Like The People We’ve Become (VÖ: 09.06.23)
Label: Marshall Records

Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation in der KW 12/23

LOHROtation

Den Beitrag zu allen fünf Songs der LOHROtation könnt ihr in der LOHRO-Mediathek nachhören.

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