Interview „DIAS“

Nach ihren ersten glorreichen Tourerfahrungen im Mai, hat die Band DIAS beschlossen, den Live-Faden nicht abreißen zu lassen. Am Samstag den 4. Juli werden die vier Jungs, neben ihrem fetten Sound, noch jede Menge gute Laune mit ins M.A.U bringen. Mit Basser Patrick und Drummer Paul haben wir uns beim Mittagessen am Dobi unterhalten.

Mit dem MAU-Club hat die vierköpfige Band DIAS schon ihre Erfahrungen. Im September letzten Jahres spielten sie dort auf dem Landesrockfestival. Im Gegensatz zu dem Wettbewerb herrschen bei unserer Geburtstagsparty etwas entspanntere Bedingungen. Patrick und Paul, jeweils am Bass und Schlagzeug beheimatet, haben bei Chop Suey und gebratenen Nudeln ein bisschen mit uns geplaudert.

LOHRO-Redaktion: Euer Song „Alles, Was Ich Brauche“ war auch schon Platz 1 der LOHRO-Charts. Was verbindet ihr ansonsten mit uns?
Patrick: Wir haben zwar kein Auto, aber wenn man Radio hört dann eher LOHRO. Also eigentlich ist das die einzige Wahl die man hat in M-V. Ist irgendwie ziemlich gut, dass es euch gibt.

https://www.youtube.com/watch?v=o3GdjliVZcw

LOHRO-Redaktion: Wir feiern von 1. – 5. Juli unsere zehn Jahre Dauersendebetrieb. Was wünscht ihr uns noch zum Geburtstag?
Paul: Weitere zehn Jahre. (lacht) Alles Gute! Ihr habt ja schon neue Räume, deshalb kann ich euch nicht mal das wünschen. Die sind ziemlich cool. Im alten Sendehaus  am Magaretenplatz sah es anders aus, da war so eine Wendeltreppe bei der ich mir glaube ich zehn mal den Kopf gestoßen habe.

LOHRO-Redaktion: Zu unserem Geburtstag arbeiten wir mit Medinetz Rostock e.V. zusammen. Das ist eine Organisation, die sich für die gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen einsetzt. Wie seht ihr die dertzeitige Lage der Flüchtlinge?
Paul: Es geht einfach schon da los, dass diese Asylpolitik in Deutschland irgendwie ganz merkwürdig funktioniert. Ich steck da auch nicht so hart drin. Das Zentrum für politische Schönheit hat jetzt auch angefangen, die Leichen der Ertrunkenen und Verdursteten aus dem Mittelmeer zu exhumieren und bringen sie jetzt nach Berlin und geben ihnen eine ordentliche Bestattung. Eine ganze Anzahl wollen sie direkt vor dem Kanzleramt beisetzen.
Patrick: Das Problem ist: warum müssen die Menschen denn Schleuser und Schlepper dafür irgendwie nehmen? Es gibt ja keine legalen Wege. Als Deutscher kannst du nach Syrien fliegen. Kannst dir das angucken, kannst da „Urlaub machen“ und kannst dann einfach wieder zurück fliegen. Als Syrer hast du diese Chance einfach nicht und das machen die Fluggesellschaften auch nicht, weil die kriegen ’ne Strafe, wenn sie Leute einschleusen, die keinen gültigen Pass haben. Es wäre ja auch viel billiger für die Flüchtlinge, mit dem Flugzeug nach Europa zu kommen, als mit dem Schiff wo du Tausende von Euro bezahlst. Es gibt also keine legalen Möglichkeiten, als übers Mittelmeer, was kein Mensch einfach freiwillig machen würde, sein Land aufzugeben und Tausende von Euro bezahlen für so ’nen Scheiß, der supergefährlich ist.
Paul: Es ist auch einfach so dass ein Großteil der Asylanträge einfach abgelehnt wird. Nur ein Minimum der Menschen darf wirklich bleiben. Finde ich weniger cool, dass das nur so ein kleiner Prozentsatz ist, aber das spricht auch komplett gegen diese ganzen Theorien von den … (hüstelt).

LOHRO-Redaktion: Euer Sänger Matty und euer Gitarrist Philipp studieren in Stralsund, ihr beide in Rostock. Auch euer Proberaum ist in Stralsund. Wie funktioniert das für euch?
Paul: Letztes Jahr habe ich ein komplettes Jahr in Berlin gewohnt. Da war es auf jeden Fall schwierig öfter mal nach Stralsund zu kommen. Jetzt geht es eigentlich. Jetzt ist man eine Stunde entfernt. Man kann mehrmals am Tag hinfahren wenn man will. Patrick: Der Proberaum ist halt in Stralsund und wir sind so wie so jedes zweite Wochenende in Stralsund. Familie besuchen. Viele Freunde sind jetzt nicht mehr da. Aber einfach Proben ist halt so ein Ding. Machen wir meist Freitag oder Samstag. So wie es bei den anderen beiden passt.

dias

LOHRO-Redaktion: Ihr habt auch bei Petemusik hier in Rostock aufgenommen. Euer Album ist letztes Jahr im Juli offiziell erschienen. Wie waren die Arbeiten an der Platte?
Paul: Ich glaub das erste mal bei Pete im Studio waren wir 2010. da haben wir dann drei Songs aufgenommen und auf einer EP veröffentlicht. Dann waren glaube ich 2012 und 2013 nochmal da und haben den restlichen Schwung aufgenommen und alles eingespielt. Also, die alten drei Songs und dann die restlichen sieben für ein Album benutzt und dann letzten Sommer einfach veröffentlicht.

LOHRO-Redaktion: Peter Grützmann ist der Inhaber des Tonstudios. Wie hat es euch bei Pete gefallen?
Paul: Pete ist gut. Ist halt Musiker durch und durch. Der weiß, was er da macht. Der macht das ja auch schon einfach ewig. Der hat ja auch selber ewig Musik gemacht.

LOHRO-Redaktion: Genau, mit seiner Band Dead Bang. Die haben übrigens 1993 beim Landesrockfestival M-V gewonnen.
Paul: Die waren ja auch zwei Wochen in Dänemark auf Tour und solche Geschichten. Fand‘ ich ziemlich krass. Als die damals was aufgenommen haben, hat Pete das auch schon gemacht. Die haben sich ein Studio gemietet, er hat sich da irgendwie eingefuchst und hat die selber dann recorded. Total gut.

LOHRO-Redaktion: Eure Musik geht teilweise schon in die Metal-Schiene. Spielst du dabei auch mit Doublebass, Paul?
Paul: Teilweise. Akzentuiert, ja. Ich hab mich eine ganze Zeit lang dagegen gewehrt. ich komm halt aus der Punkschiene, da ist das ein bisschen … Aber jetzt hab‘ ich mich da nicht mehr so. Jetzt mach ich das manchmal.
Patrick: Das Metallige ist auf jeden Fall Flippis (Philipps) Einfluss. Flippy ist übelst metalmäßig. Matty spielt halt auch irgendwie Metalsachen. Also, der stellt seinen Verstärker immer irgendwie … Du hast die Einstellung „Punk“, du hast die Einstellung „Metal“ und stellt immer Metal ein. Wir sind halt eher so punkmäßig. Kann auch ein bisschen rotzig sein.
Matty ist halt der übelste Perfektionist, der verliert sich wirklich im Detail. Ich saß letztens mit Flippy und Matty im Proberaum und wir haben an einem neuen Song gearbeitet. Es ging nur um Details, weil der steht eigentlich schon. Wir haben vier Stunden im Proberaum gesessen und an übelst kleinen Sachen gearbeitet. Das finde ich persönlich immer ziemlich stressig. Ist aber okay, weil der Song wird dadurch auf jeden Fall nicht schlechter.

LOHRO-Redaktion: Ist zwar doof weil ich ihn das nicht persönlich fragen kann, aber gibt es für Matty, euren Sänger, auch Sachen, die er nicht in seinen Texten preisgeben würde.
Patrick: Matty ist einfach ein wahnsinniger Storyteller. Der kann auch einfach Sachen erzählen, die er noch nie erlebt hat und man denkt es wäre von ihm selbst erlebt. Der kann das ziemlich gut.
Paul: Er hat ’nen Kunpel, der nach Australien gegangen ist. Für ihn hat er dann den Song „Komm‘ Gut An“ geschrieben, obwohl er noch nie in Australien war  oder ’ne längere Zeit wirklich weg.

LOHRO-Redaktion: Apropos gut ankommen. Ihr seid im vergangenen Mai ganz schön rumgekommen auf eurer Tour u.a. Leipzig, Hamburg und Berlin. Wie war das für euch?
Paul: Das war ’ne ziemlich geile Woche! Aber das hat auch ewig gedauert. Wir haben ein halbes Jahr vorher angefangen zu planen. Kurz bevor wir das veröffentlicht haben, kamen die letzten zwei Bestätigungen rein. Eine Woche am Stück Konzerte in fremden Städten zu bekommen, ist richtige Arbeit.
Patrick: Es geht schon irgendwie, wenn man nichts verlangt und wenn man die Leute wirklich anruft. E-Mail schreiben bringt ’nen Scheiß. Da kommt nix, weil die Clubs bekommen 20, 30 Mails am Tag. Die kucken sich das nicht mehr an. Kann ich auch verstehen. Aber es hat geklappt und es war supergeil! Rostock war übrigens auch mit das beste Konzert. Da waren irgendwie über 80 Leute da und das war supercool. Die andere Band war auch supercool, Yes, We Brace. Mit denen haben wir auch irgendwie in Hamburg, einen Tag davor gespielt. Zufälligerweise, weil die haben auch gerade eine Tour gespielt und haben die anscheinend so gebucht wie wir.
Das war echt einer von meinen zwei großen Lebensträumen, den ich mir jetzt erfüllt hab. Einmal ’ne Tour mit ’ner Band spielen und das Zweite: die Route 66 in den USA fahren. Übelstes Klischee aber hab ich super Bock drauf!

LOHRO-Redaktion: So eine Tour hat, finde ich auch Klischeepotenzial. Seid ihr alle zusammen in einen Bus gestiegen?
Paul: Ja, Egon (Patrick) war so der kleine Schisser. Wenn er nicht selbst gefahren ist, dann saß er da immer total angespannt und sagte: Hallo, hallo, hier sind nur 100 und du fährst 110. Das geht gar nicht!
Patrick: Das Ding ist, ich habe jetzt schon sieben Jahre meinen Führerschein. Nach der Prüfung hatte ich gleich ’nen eigenen Roller, dann ein eigenes Auto und hab‘ auch sonst übel viel Erfahrung. Ich hab schon in Berlin Pizza ausgeliefert mit Roller und Auto und hab wirklich fast alles schon gesehen. Flippi (Philipp) ist halt etwas unsicher beim Fahren. An den letzten zwei Tagen, hab ich mich immer nach hinten gesetzt und rechts aus dem Fenster gekuckt, damit ich nichts mehr sehe. Ich bin echt ins Auto gestiegen mit dem Gedanken: okay, schließt du jetzt mal mit deinem Leben ab.

LOHRO-Redaktion: Ist ja dann doch alles gut gegangen. So bleibt es hoffentlich auch in der Zukunft. Was ist denn da bei euch geplant?
Paul: Money, Money, Money. (lacht)
Patrick: Also, in ganz naher Zukunft … Wir haben in Stralsund, da gibt’s auch ein Tonstudio, einen Song aufgenommen, „Vergiss Diese Stadt“. Der dürfte Anfang Juli fertig sein. Dann wollen wir dazu ein Video drehen mit …
Paul: Max Keschinski! Ein guter Rostocker Filmemacher und Kumpel von uns.
Patrick: Von Freunden wurde uns auch angeboten in Berlin noch ein Video zu drehen. Also, noch zwei Videodrehs, „Vergiss Diese Stadt“ irgendwie raushauen und nächstes Jahr wieder Tour.

Bevor die Jungs von DIAS sich wieder im Studio verkriechen oder auf Tour verschwinden, stehen sie im MAU-Club noch mal auf der Bühne und zwar uns zu Ehren. Am 4. Juli ab 20 Uhr feiert der rockige Haufen zusammen mit KRACH, Rabby ’n‘ Bosmus, The Undead Blues und U.Bird. unseren zehnten Geburtstag. Da haben wir dann alles, was wir brauchen.

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